Slow Down in Laos

11. November 2020
Blogbild Slow Down in Laos

"Sabaidee“ in Laos, Willkommen in Laos! 
Verliebt hatte ich mich bereits 2010 in dieses Land, als wir mehr oder weniger zufällig einen kleinen „Umweg“ von Vietnam aus Richtung Laos machten, um das Lichterfest in Luang Prabang zu besuchen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Seitdem komme ich alle zwei Jahre mit einer Kleingruppenreise, die ich selber organisiere, nach Laos zurück. Und ich bin jedes Mal genauso glücklich und verliebt wie vor zehn Jahren.
Im Oktober 2019 war es endlich wieder soweit. Bereits beim Landeanflug auf Luang Prabang stellten sich umgehend Zufriedenheit & Glücksgefühle ein. 

Luang Prabang, so friedlich und beschaulich am Mekong Fluss gelegen, hat wegen seinen unzählig vielen Tempeln eine ganz besondere Atmosphäre. Für mich ist sie magisch. Hier gibt es (noch) keine Hektik, schier unvorstellbar!!! Auch Touristen schalten hier anscheinend eine Gangart runter. Fahrradfahrer, Mopeds, Tuktuks und (noch wenige) Autos scheinen alle in der gleichen langsamen Geschwindigkeit nebeneinander herzufahren. Drängeln, Ungeduld, Chaos? Fehlanzeige. Dafür: Stille. Ruhe. Frieden. Noch kein Massentourismus. Wunderschön!!!
Tagsüber sitze ich liebend gerne „einfach nur“ am Mekong – weit weg von Europa. Weit weg von allem Westlichem.
OM! Ich könnte jeden umarmen!!!
Ich liebe die warme Luft, das goldgelbe Licht speziell am Nachmittag und den Frieden um mich herum.

Laoten können, genauso wie Vietnamesen, noch so herrlich frei lachen und kichern. 
Gegenüber Touristen sind sie eher erst mal zurückhaltend. Aber wenn man sie anlacht und grüßt, dann kommt ein wunderbar warmherziges Lächeln & Strahlen zurück. Ich bin fast schon süchtig danach! Allein deshalb reise ich so gerne in dieses Land.

Im Oktober, genauer gesagt zum Vollmond im Oktober, wird „end of buddhism lent“ gefeiert, das Ende der buddhistischen Fastenzeit.  Es ist auch gleichzeitig das Ende der Regenzeit. Wie praktisch - keine feuchten Klamotten und keine nassen Füße mehr...
Speziell zu diesen Fest-Tagen, ist Luang Prabang fast schon kitschig schön. Die Tempel werden von den Mönchen mit handgefertigten Girlanden geschmückt und abends mit Kerzen beleuchtet. Romantischer geht es gar nicht.  Nix made in China. Hier wird mit viel Hingabe und Konzentration noch selbst gebastelt.
Erinnerungen an meine Kindheit schwappen kurz mal hoch, wenn ich an Lampions zum Martinsumzug denke.
Aber das hier ist trotzdem irgendwie anders.  

Ist das nicht schön?????

Morgens bei Sonnenaufgang laufen die Mönche barfuß durch die Straßen und werden von den Einheimischen mit Lebensmitteln versorgt. Sehr berührend. Anders. Keine Show für Touristen.

Aber eigentlich wollte ich ja über`s Kochen schreiben. Jetzt wäre ich beinahe in andere Erinnerungen abgedriftet, pardon! Also, Themenwechsel. 
In Luang Prabang kann man sich durch unzählige kleine Restaurants futtern, die eine riesige Vielfalt an asiatischer Küche anbieten. Einflüsse aus Thailand, China oder Kambodscha sind überall zu schmecken. Auch das koloniale Erbe der Franzosen ist sichtbar: am Straßenrand werden wie in Vietnam Baguettes verkauft!!!
Dennoch hat Laos hat seine ganz eigenen Wurzeln und Besonderheiten. 
Und genau aus diesem Grund besuchen wir jedes Mal die „Tamarind Cooking School“. Spätestens jetzt lieben auch meine Mitreisenden Laos.

Wir starten am Morgen mit einem Marktbesuch. Ich liebe Märkte.
Unser Koch holt uns mit Tuktuks ab und wir fahren zum Phosy Market, welcher etwas außerhalb von Luang Prabang liegt. Zimperlich darf man hier nicht sein, es ist kein schicker Markt für Touristen. Hier kaufen die Laoten für ihren täglichen Bedarf ein. 

Es ist matschig, es ist stickig, es ist manchmal auch eklig. Es duftet nicht, aber es riecht. Denn Kühlschränke gibt es hier nicht. Vom Huhn bis zum Fisch wird hier alles bei gefühlten tropischen 35 Grad Hitze „fang-frisch“ verkauft. Die Marktfrauen wedeln in der „Fleisch Halle" ab und zu mit einem Fächer, um Fliegen zu vertreiben. Das war`s dann auch. Nase zu und durch! 

Wesentlich angenehmer und mindetens genauso eindrucksvoll ist der Gemüsemarkt im Freien. Ich habe noch nie so viele unterschiedlich aufeinander gestapelte Kräuter, Pilze und Wurzeln gesehen, die alle irgendwie zum Kochen gedacht sind. Allein die Berge an frischem Zitronengras, die hier verkauft werden, machen Appetit. Es stellt sich mir die Frage: wer soll all die Chilischoten essen, die es hier bergeweise gibt? 

Unser Koch, der uns geduldig durch den Markt führt, erklärt uns bereitwillig die Unterschiede von Thai Basilikum zu diversen Minze Sorten, dem laotischem & chinesischem Knoblauch, Sticky Reis & Lila Reis. Nix Basmatireis.
Der lila Reis Reis kommt aus dem Norden von Laos. Er wird in den Bergregionen angebaut. Tatsächlich ist seine Farbe auch nach dem Kochen noch Lila, fast schon schwarz.
Sticky Rice = Klebreis steht in Laos bei fast jeder Mahlzeit auf dem Speiseplan und später werden wir die traditionelle Kochweise für unseren Dip kennenlernen, erzählt er uns. Ich bin gespannt!

Die Kochschule erreichen wir nach 30 minütiger Fahrt „aufs Land“. Eingebettet in hohe Palmen ist es hier herrlich grün und tropisch! Vom überdachtem Koch-Bereich blickt man auf einen blühenden Seerosenteich. Ein Paradies! Wir fühlen uns wie im Urwald, aber in der Komfort-Variante. Tja, jetzt müssen wir nur noch unser Mittagessen selbst kochen...

So wird in Laos Reis gekocht: auf offenem Feuer. Der Reis liegt in einem Bambuskorb und wird im Dampf gegart. Auf diesen Feuerstellen wird auch alles andere zubereitet. Also nix Reiskocher oder Induktionsfeld, dafür aber viel Intuition und Erfahrung.
Wir müssen teuflisch aufpassen, dass wir uns nicht die Finger verkohlen.

Zunächst starten wir mit einem Dip, welcher später zum laotischen sticky Reis= Klebreis serviert wird.
Wir können zwischen Aubergine oder Tomate als Haupt-Zutat wählen. Dazu je nach Geschmack eine oder mehrere Chilis, welche wir gemeinsam mit einer Knoblauchzehe auf einen Holzspieß stecken und dann auf die glühende Feuerstelle legen. Hier wird geröstet, was das Zeug hält. Anschließend wird das Gemüse geschält. Gottseidank, denn es ist kohlrabenschwarz, erhält dadurch aber das spezielle rauchige Aroma. Nun mit viel Limettensaft im Mörser zerkleinern und fertig. Als wir „unseren“ Dip probieren, merken wir schnell die Schärfe der winzig kleinen Chilischoten. Diese sollte man nicht unterschätzen. Klein, aber oho.

Als wir uns an das nächste Gericht wagen, sind wir schon etwas vorsichtiger mit der Dosierung der Chilischoten. Es gibt marinierten Fisch in Limettensaft. Soviel Knoblauch, Koriander, Dill, Minze, Schalotte und Chili wie jeder mag….
Die Besonderheit ist, dass alles in ein Bananenblatt kunstvoll eingewickelt wird, welches vorher über dem Holzfeuer erhitzt wird. Somit wird es geschmeidig und lässt sich besonders gut falten. Jedes unserer „Päckchen“ bekommt eine persönliche „Signatur“ in Form einer Chilischote, Limettenblatt, Knoblauchzehe, unserer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. 

Weiter geht`s mit Laap, dem laotischen Nationalgericht. Erstaunlich lecker! Es wird aus Büffelfleisch und ganz viel Kräutern wie Minze, Koriander, Limette, Schalotten und Zitronengras zubereitet. Nicht fehlen sollte offiziell ein Teelöffel „Bitterness“: in diesem Fall Gallensaft vom Büffel!?!!! Freiwillige vor!
Ich muss gestehen, ich habe darauf verzichtet, dafür mal wieder mehr Chili gewagt.

Nun könnte man meinen, dass unser Menü schon komplett sei. Doch weit gefehlt. Die Krönung sollte nun folgen: ein mit Hühnerfleisch gefüllter Stengel Zitronengras, welcher dann frittiert wird. Hm. Zitronengras füllen?
Chirurgen unter uns waren gefragt – wir haben zwar zwei Ärzte in unserer Gruppe, welche Erfahrung mit einem Skalpell haben… aber der Rest unserer mittlerweile kochwütigen Truppe ? Nun, wir wurden „bewaffnet“ mit einem spitzen Messer und schafften es nach professioneller Anweisung tatsächlich, eine Art Lampion Schirm zu schnitzen, um diesen dann mit feingehacktem Hühnerfleisch und Kräutern zu füllen.

Volle Konzentration...

Mit Eigelb ummantelt, wird unser Kunstwerk frittiert. Die Spannung steigt, wir können es kaum mehr erwarten, alles zu probieren! Da muss erst mal ein Bier her. In der Hitze soll man ja viel trinken und die Beerlao Flaschen fassen immerhin 700 ml. Na dann mal Prost.

Zufrieden setzen wir uns nun an unsere lange Tafel und sind mächtig stolz! Hunger haben wir natürlich auch, obwohl wir zwischendurch ja schon immer mal genascht haben. Man muß ja abschmecken.

Was soll ich sagen: Lecker! Wer hätte gedacht, dass wir „Langnasen“ in der Lage sind, solch ein exotisches Menü zu zaubern? Und das in so kurzer Zeit. Alles handmade. Handgemörsert, von Hand gewickelt, auf dem Feuer angekohlt und gebraten. Wir fühlen uns wie wahre Champions. Und es schmeckt: köstlich!!!

Natürlich ist kein Essen komplett ohne ein Dessert.
Freiwillig treibt es uns nochmals an unsere „Arbeitsplätze“ zurück. Zunächst bereiten wir unsere eigene Kokosmilch aus frisch geraspelter Kokosnuss und Wasser zu.  Also, keine Dose öffnen, sondern alles selber machen. Isn´t that nice?
In dieser Kokosmilch kochen wir den bereits vorgegarten Lila Reis. Es kommt eine Art Milchreis raus. Ich liebe Milchreis. Dieser ist aber eben nicht weiß, sondern herrlich lila. Dummerweise hab ich ihn gleich komplett aufgegessen, ein Foto war nicht mehr drin...

Als wir uns am Nachmittag satt und glücklich zurück nach Luang Prabang fahren lassen, ist uns allen klar: die laotische Küche ist einzigartig. So viele Kräuter! Das Rösten über dem offenem Feuer!
Solch ein Tag kann gar nicht mehr getoppt werden. Oder doch? Nur noch durch Tempel-Wandeln zu Vollmond.

Und: wir lächeln...

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